Libellen im Flug fotographieren
Betrachtet man die Fotostreams von flickr, 500px und ähnlicher Plattformen, so fällt auf, daß in den Sommermonaten Libellen ein beliebtes Motiv sind. Hauptsächlich werden allerdings Libellen fotographiert, die auf einer Warte sitzen oder an einem Zweig hängen. Auch die Paarung von Libellen wird gerne fotographiert.
Seltener finden sich Flugaufnahmen von Libellen. Hierbei sind dann auch noch bestimmte Arten wie die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) überproportional vertreten.
Mit diesem Tutorial möchte ich aufzeigen, wie ich meine Flugaufnahmen mache. Grundsätzlich ist die Vorgehensweise auch für andere Insekten oder auch Vögel geeignet.
Die ersten libellenartigen Insekten lebten bereits vor 320 Millionen Jahren, seit 150 Millionen haben sie sich kaum weiterentwickelt.
Libellen sind räuberische Insekten, die ihre Beute im Flug ergreifen. Dazu sind sie zu bemerkenswerten Flugmanövern fähig - abrupte Richtungswechsel, Stehen in der Luft oder schnelle Flüge bei bis zu 50km/h. Auch (langsame) Rückwärtsflüge können beobachtet werden.
Wesentlich für die Libellenfotographie ist das Beobachten. Manche Arten jagen lieber von einer Warte, zu der sie nach einem Jagd- oder Patrouillenflug zurückkehren, andere sind ständig in der Luft und fliegen immer die gleichen Routen. Dieses Verhalten der einzelnen Arten sollten wir kennen, damit wir es nutzen können.
Meine Ausrüstung
Die Hardware
Zum Fotographieren von Libellen verwende ich in der Regel 2 Kameras, von denen eine mit dem Canon EF 300 f/4L IS USM oder dem Canon EF 100-400 f/4,5-5,6 L IS USM II bestückt ist, während das andere Gehäuse ein Sigma 180mm f/2.8 EX DG OS HSM Macro trägt.
Als Speicher-Medium dient eine CF-Speicherkarte mit 120MB/s Lese- und Schreibgeschwindigkeit. Kapazität ist 64GB.
Beide Kameras sind mit einem Batteriegriff und einem externen GPS-Gerät ausgestattet, um nachvollziehen zu können, wo die Aufnahmen entstanden sind. Damit sie schnell greifbar sind, hängen sie an einem Doppelgurt, um schnell greifbar zu sein. Dadurch bin ich flexibler als mit einem Stativ.
Grundeinstellungen der Kamera
Ein Teil der notwendigen Einstellungen ist bei mir standardmäßig eingestellt. Das betrifft die Bildqualität, Verhalten des Autofokus und ähnliches.
Mit beiden Kameras arbeite ich im Raw-Modus mit maximaler Auflösung. Dadurch habe ich mehr Reserven für die Bearbeitung zur Verfügung. Ich arbeite normalerweise im Manual Mode, um Blende und Belichtungszeit einstellen zu können. Deshalb ist bei beiden Kameras die Empfindlichkeit auf Auto-ISO eingestellt. Der Bereich ist nach oben auf 12.800 begrenzt. Da die 5D Mark III weit höher gehen kann, ergibt sich dann immer noch eine gute Bildqualität.
Wesentlich ist die Reaktionsgeschwindigkeit des Autofokus, Der Modus steht bei mir auf "Motive sofort fokussieren, die in AF-Felder eintreten". In der Feinabstimmung ist für die "AF Reaction" der Wert "-2" eingestellt, damit der Fokus nicht sofort zu einem anderen Objekt springt, daß zufällig auftaucht, die anderen beiden Werte sind auf "2" gestellt.
Die Belichtung wird bei mir mittenbetont gemessen. Den Weißabgleich habe ich auf 5500K eingestellt, der jedoch einfach bei der Bildbearbeitung angepaßt werden kann. \n Bei Flugaufnahmen ist es sinnvoll, mit Serienaufnahmen zu machen. Um schnell zu Einzelaufnahmen wechseln zu können, ist bei mir der Ai-Modus ausgewählt, bei dem die Kamera selbstständig entscheidet, ob Einzel-Aufnahme oder Serienaufnahme notwendig ist. Im Serienmodus arbeite ich üblicherweise mit "nur" 3,5 Aufnahmen pro Sekunde, was für mich ausreicht.
Vorgehensweise
Vor der Aufnahme steht die Beobachtung, um zu sehen, welche Bahnen die Libelle fliegt und ob es Bereiche gibt, in denen sie langsam fliegt oder gar stehen bleibt. Diese können wir dann nutzen. Dies kommt bei Arten wie der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), der Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) und anderen vor.
Für Flugaufnahmen verwende ich normalerweise die Kamera mit dem 300er oder 100-400er Objektiv, da die Libellen sich doch etwas weiter entfernt halten. Kommt sie dicht heran, wie es zum Beispiel die Blaugrüne Mosaikjungfer macht, so wechsele ich zum Makro. \n Wenn die Libelle vor einer Wasserfläche fliegt, verwende ich alle 61 Fokuspunkte des AF. Die Belichtungszeit beträgt dann zwischen 1/1000s und 1/2000s bei einer Blende von 11. Die kleine Blende ist notwendig, damit die Libelle einigermaßen im Schärfetiefenbereich sitzt, der bei 300mm Brennweite und einen 3m entfernten Objekt an Kleinblíldformat gerade einmal 6cm beträgt.
Aus der Beobachtung der Flugbahn kann ich in etwa abschätzen, wo die Libelle ausreichend dicht herankommt, um sie zu fotographieren. Sie wird dann im Sucher fokussiert und der Auslöser durchgedrückt. In den nächsten Sekunden entsteht dann eine Aufnahme nach der anderen, wobei die Kamera selbsttätig fokussiert.
(wird erweitert)